Vielfältiges Stadt- und Nachtleben

Gerade die etwas erfahreneren Landauerinnen und Landauer erzählen von einer Vergangenheit, bei der man von Event zu Event, von Veranstaltung zu Veranstaltung wechselte – an einem Abend. Mich interessiert, wie wir das Nacht- und Stadtleben lebendig halten können.

Vergangenheit des Feierns

Das Monokel ist geschlossen. Auch Freiraum, Pharao und Mash und einige andere sind schon lange zu. Das Colosseum wurde abgerissen, das Voodoo ist abgebrannt, im Gloria dürfen nur begrenzt Tanzveranstaltungen stattfinden, im Atrium der Uni dürfen gar keine mehr stattfinden und das Jeanne d’Arc liegt mit seinem eher jüngeren Publikum außerhalb der Stadt. Nur das Logo mit Roberto Tosi hält die Stellung in der Innenstadt – aber auch dort wäre heute eine neue Genehmigung nicht mehr zu kriegen.

Bedürfnisse einer jungen Stadt

Tausende Schülerinnen und Schüler, die irgendwann 16 werden und neben dem Standardtanzen ihrer Tanzschule auch freier sein wollen. Tausende Studentinnen und Studenten, deren ganzes Studentenleben nicht nur aus Lernen und Arbeiten, sondern auch Freizeit bestehen soll. Und eine Menge mittelalter und junggebliebener, die gerne Tanzen und Feiern würden. Landau hatte einst viele Orte dafür. Wenn wir nicht auch die letzten Möglichkeiten verlieren wollen, müssen wir uns etwas überlegen.

Brandschutz und Co

Früher waren viele dieser Lokalitäten in alten Kellern. Mit dem Wunsch nach mehr Sicherheit wurden Brandschutz und Belüftungsregeln so ausgeweitet, dass an diesen alten Orten heute nirgendwo mehr eine Genehmigung möglich würde. Dazu fehlt es einfach an Barrierefreiheit, zweiten Fluchtwegen oder auch nur Lärmschutz. Hinzu kommt die Frage, ob überhaupt in einem Quartier Baurecht für eine Tanz- und Konzertlokalität bestehen würde oder geschaffen werden könnte, selbst wenn alle Regeln erfüllt wären.

Neue Location

Ich glaube, es braucht einen neuen Ort. Der Lärm- und Anwohnerschutz mit Barrierefreiheit, Belüftung, Brandschutz, zwei Fluchtwegen, Sicherheitsaspekten – auch mit Blick auf das Sicherheitsgefühl von Frauen – und ein breites Veranstaltungskonzept vereinbart. Wer, wenn nicht die Stadt, könnte so einen Ort schaffen und ihn unterschiedlichen Veranstalterinnen und Veranstaltern zur Verfügung stellen? Dann folgt hoffentlich das Rockkonzert auf die 50er Party auf modernen Hip-Hop. Und die Breite an kulturellem Angebot und Wünschen würde abgedeckt. Denkbar halte ich so ein Projekt in Kombination mit einem der kommenden Parkhäuser auf dem Alten Meßplatz oder im zukünftigen Quartier südlich der Wollmesheimer Höhe oder einem unserer untergenutzten alten Gewerbegebiete.

An Stille kann man sich gewöhnen

Die vergangenen zwei Jahre waren auf viele Arten anstrengend. Aber an die Stille fehlender Veranstaltungen, den wegbleibenden Lärm einer Stadt und das ausbleibende Feiern vieler Menschen kann man sich gewöhnen. Das wird für uns als Gesellschaft schon jetzt aber auch in kommenden Jahren eine Herausforderung. Eine Kultur des Möglichmachens muss Veranstalterinnen und Veranstaltern Chancen geben, die Bedürfnisse der Menschen nach Tanz, Musik, Feiern und Weggehen zu stillen. Dazu gehört auch die Toleranz einer Stadtgesellschaft, die natürlich in Frieden schlafen will. Beides miteinander in Einklang zu bringen ist unsere Aufgabe, bei der die Mitte eben nicht die Totenstille einer Schlafstadt sein kann.

Vielfältige Stadt braucht vielfältiges Stadtleben

Ich gehe lieber auf Rockkonzerte als auf Schlagerpartys und lieber Jive tanzen als in die Disco. Aber um uns jeweils allein geht es nicht. Ob nun Tanzen auf unterschiedlichste Art, Musik unterschiedlichster Stile, Partys unterschiedlichster Altersgruppen – Landau ist tagsüber eine wunderbare Stadt mit viel Leben. Sie sollte es auch wieder in der Nacht sein.

Lukas

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